Erkundungstour durch das Unterdorf von Gontenschwil

Einleitung

Ein frischer Dienstagmorgen, der 18. März 2025. Die Sonne lugt bereits neugierig über die Hügel, als wir uns aufmachen, ein weiteres Stück von Gontenschwil zu erkunden. Hans und ich haben es uns zur Aufgabe gemacht, das Dorf Stück für Stück zu durchstreifen, jedes Eckchen zu entdecken und seine Geschichte aufzuspüren. Heute steht das Unterdorf auf dem Plan – die nordwestliche Ecke, die wir bisher nur gestreift haben. Mit festem Schritt und gespannter Neugier starten wir in unser kleines Abenteuer.

Die Länge des Dorfes

Gontenschwil ist ein Dorf mit einer beachtlichen Ausdehnung. Es zieht sich langgestreckt durch das Wynental Tal und ist in drei markante Dorfkerne gegliedert: Unterdorf, Kirchdorf und Oberdorf. Wer im Oberdorf wohnt, hat einen beachtlichen Weg vor sich, wenn er ans andere Ende des Dorfs will – nicht selten drei Kilometer. Eine Strecke, die im Alltag oft unterschätzt wird, aber durchaus Herausforderungen mit sich bringt. Sich spontan im Dorf zu treffen, ist nicht immer einfach. Und doch verbindet diese geographische Besonderheit die Bewohner, denn wer sich kennt, nimmt sich auch die Zeit, die Wege auf sich zu nehmen. Das macht unser Dorf besonders und einzigartig.

Zu Fuß und mit dem Auto

Zu Fuß durch das Unterdorf

Unser Spaziergang beginnt in der Birchgasse. Die Luft ist frisch, und während wir die ersten Schritte machen, erzählt Hans von alten Geschichten, die sich in diesen Gassen und Fluren zugetragen haben. Durch das "Gässli" spazieren wir vorbei an der ehemaligen "Wäpfi", die einst eine Zigarren- und Stumpenfabrik war. Hier wurden die bekannten "Güggelstumpen" hergestellt – ein Relikt aus einer Zeit, in der Tabak in der Region eine bedeutende Rolle spielte.

Wir setzen unseren Weg Richtung "Bahnstrasse" fort und bleiben kurz stehen, um den Blick auf den markanten "4erBlock" zu genießen. Dieses Gebäude hat Geschichte, es war der erste grosse Wohnblock im Unterdorf. Dann nehmen wir die Bahnstrasse bergauf zur "Stockweide", wo alte, umgebaute Bauernliegenschaften stehen. Weiter geht es an der "Baan" entlang, bis wir "Chaspermuet" erreichen. Hier, zwischen den alten Bäumen und vielen Quellfassungen, liegt eine Ruhe, die fast schon magisch ist.

Unser Pfad führt uns über die "Böhnlerstrasse" am "Erliacher" vorbei – einer Wiese, die im Frühling in voller Blüte steht. Das nächste Ziel ist das "Göttelhüsli", das ehemalige Armenhaus. Wir verweilen kurz und stellen uns vor, wie das Leben hier früher ausgesehen haben muss. Weiter geht es zum "Bööndler" und zurück auf der "Birchstrasse", vorbei am alten Feuerwehrweiher. Zum Schluss nehmen wir noch den kleinen Fußweg vom "Birch" zurück zur Birchgasse, wo unsere Tour begonnen hat.

Mit dem Auto zu den Höhen von Gontenschwil

Nach unserem ausgedehnten Spaziergang steigen wir ins Auto und fahren Richtung obere "Buhholzhütte". Von hier aus haben wir einen fantastischen Blick auf die untere "Buhholzhütte" und den Weiher. Eine kurze Strecke durch den Wald bringt uns zur Grenze zwischen Gontenschwil und Oberkulm. In der Ferne erkennen wir das "Pumphüsli", das Wasserwerk von Zetzwil, und ein großes Bienenhaus, das wir später noch besuchen wollen.

Zurück geht es über den oberen Weg zur "Erlihütte" – ein einfacher, aber wunderbarer Ort. Danach lenken wir den Wagen weiter nach "Waltersholz", das bereits zu Schmiedrued gehört. Entlang der Grenze spüren wir die Weite von Gontenschwil. Hier oben weht eine frische Brise, und wir genießen die Aussicht. An einem besonders schönen Punkt halten wir an, um die Alpen in der Ferne zu bewundern. Hans erinnert sich an den Orkan Lothar im Jahr 1999, der hier eine große Fläche Wald niedergemacht hat.

Unsere Fahrt geht weiter zum "Hasel", dem letzten Punkt auf dieser Seite von Gontenschwil. Danach wollen wir die äußere Grenze im "Chäser" zu Oberkulm erkunden und fahren zurück ins Unterdorf. Vorbei am Sportplatz lenken wir das Auto über die "Neumättli"-Straße zum "Chäseregge". Von dort aus erreichen wir bald das Bienenhaus, das wir zuvor aus der Ferne gesehen hatten. Die Bienen sind bereits emsig unterwegs – ein sicheres Zeichen, dass der Frühling nicht mehr weit ist.

Zum Abschluss unserer spannenden Tour fahren wir zum Haus Nr. 1 von Gontenschwil. Einst der nördlichste Bauernhof, erhielt es im Zuge der allgemeinen Gebäudehaftpflichtversicherung die erste Hausnummer. Ein passendes Ende für unsere Erkundungstour.

Zukunft

Die Menschen, die Orte, die Geschichten – alles fügt sich zu einem lebendigen Bild zusammen. Unser Spaziergang durch Gontenschwil war mehr als nur eine Erkundung – es war ein lebendiges Treffen mit den Menschen des Dorfes. Wir begegneten einigen bekannten und neuen Gesichtern, tauschten Geschichten aus und lauschten spannenden Erzählungen über das Leben hier. Besonders beeindruckend waren die Erinnerungen an frühere Zeiten, als das Dorf noch stärker von Landwirtschaft und Handwerk geprägt war. Ich selbst bin hier aufgewachsen, in den 70er- und 80er-Jahren, und erinnere mich noch gut an diese Zeit. Neben persönlichen Begegnungen konnten wir wertvolle Kontakte knüpfen und erfuhren von Anliegen der Bewohner. Wünsche, Ideen und Anregungen wurden notiert – ein Zeichen dafür, wie sehr die Gemeinschaft hier zusammenhält. Es war ein Tag voller Begegnungen, Geschichten und neuer Verbindungen, der uns noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Doch dies war erst der Anfang. Es gibt noch so viele Ecken zu entdecken, so viele Wege zu gehen. Wir sind fest entschlossen, unsere Spaziergänge fortzusetzen. Denn eines steht fest: Unser Dorf lebt von seinen Menschen, von seiner Geschichte und von den unzähligen Momenten, die es hier zu erleben gibt. Und das Beste daran? Wir haben noch lange nicht genug!

Quellenangaben: Buch «Gontenschwil» von Rolf Bolliger und Markus Widmer-Dean